Die Wende - in der Energie, Konzernstrategie und Recruiting

Interview mit Klaus Trentler / Schneider Electric Österreich

Interview mit Klaus Trentler / Schneider Electric Österreich

von Peter Schitz Datum 13.12.2018

Allgemein

Wie positioniert sich Schneider Electric in der Energiewende?

K. Trentler: Zum einen mit Microgrid-Lösungen. Dabei werden dezentrale Energieressourcen, sogenannte DERS wie Windkraft, Photovoltaik verwendet - vordergründig für den Eigenverbrauch und zu einem Teil für die Ladung von Batteriespeichern. Spitzenlasten, die über dem mit dem EVU vereinbarten Maximalbezug liegen und bisher hohe Kosten erzeugt haben, werden dann aus dem zuvor geladenen Batteriespeicher versorgt. Z.B. kann Energie aus Photovoltaik in den Batterien gespeichert und mit erprobten Energiemanagement-Systemen von Schneider Electric zum richtigen Zeitpunkt ins werkeigene Netz gespeist werden. In Österreich werden einzelne Pilotprojekte realisiert.

Ein wichtiger Punkt dabei ist, gemeinsam mit den Verteilnetzbetreibern zu arbeiten, um den regulatorischen Rahmen zu wahren und Microgrid-Projekte im Vorfeld Hand in Hand abzustimmen. Beispiele dafür sind große Wohnhäuser oder –parks, in denen eine Microgrid-Lösung für mehrere Prosumer installiert wird. 

Zum anderen bietet Schneider Electric mit ADMS, dem Advanced Distribution System, ein hochflexibles und leistungsstarkes Netzleitsystem für EVU mit einer völlig neuen Daten-Management-Lösung, die GIS, Berechnungstools, Störungsabwicklung u.v.m. vereint. Obwohl der Fokus klar auf der Hoch- und Mittelspannungsebene liegt, kann dieses System bis in den Niederspannungsbereich eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist ein wichtiges Referenz-Großprojekt bei Stromnetz Berlin GmbH, an dem derzeit ein großes Team in Deutschland arbeitet. Gleichzeitig sind in Serbien zahlreiche Software-Ingenieure an Forschung und Weiterentwicklung von ADMS beschäftigt. Ziel ist es, ADMS auch in Österreich zu platzieren und in der Auftragsabwicklung auf das Know-how des Teams in Deutschland als Support zugreifen zu können.

Abb.1 Benutzeroberfläche des ADMS mit geografischer und schematischer Netzdarstellung 

 

Schneider Electric war früher als reiner Gerätehersteller am Markt positioniert, inzwischen ist auch der Dienstleistungsbereich stark wahrnehmbar. Welche Strategie verfolgt der Konzern hier?

K. Trentler: Bis zum Jahr 2000 war Schneider Electric klassischer Gerätehersteller und Produktlieferant. Mit der Integration von Areva gab es den Schwenk zum Solution-Provider und der Bereich Services kam als dritte Säule dazu. Damit ist es auch möglich, als Turn-Key-Auftragnehmer aufzutreten. So intensiviert Schneider Electric seit 2011 die ohnehin schon engen Kundenbeziehungen und strebt danach, seine Kunden durch verstärkte After-Sales-Services im gesamten Life-Cycle-Prozess zu unterstützen. Als übliche Benchmark gilt ein Services-Anteil von 10-12% des Umsatzes. Schneider Electric möchte hier bis zu 25% und eine besonders starke Kundenorientierung erreichen.

Der nächste globale Schritt ist die Positionierung als Software-Provider. Mit der Ecostruxure-Plattform bieten wir digitale Services und entwickeln immer mehr Software-Lösungen für unsere sechs Segmente Gebäude, Power, Datacenter, Maschinen, Industrie und Netze. Für die EVU-Welt sind dies Applikationen wie Microgrid-Advisor, Microgrid-Operator, ADMS, GIS. Von besonderer Bedeutung ist, dass diese Entwicklung nur mit einem hohen Cyber-Security-Level realisierbar ist. Deshalb erfolgt bei Schneider Electric gerade die weltweite ISO-27001-Zertifizierung, zunächst in Deutschland, später in Österreich.

Mitarbeiter im Bereich Energietechnik zu finden ist seit einiger Zeit sehr schwer. Wie geht Schneider in diesem schwierigen Umfeld vor, welche Kooperationen gibt es mit Bildungseinrichtungen und Universitäten?

K. Trentler: In Österreich gibt es einen klassischen Ansatz durch Kooperationen mit technischen Hochschulen (Anm.: österreichisches Modell einer technischen Schule mit Matura-/Abitur-Abschluss) wie HTL Hollabrunn, Mödling, St. Pölten und Wien 10. Eine weiterführende Kooperation gibt es mit der TU Wien, wo z.B. auf den Career-Days oder TU-Talente-Programm aktives Recruiting stattfindet. Es werden Studenten mit begrenzten Stundenzahlen beschäftigt, Unterstützung bei der Master-Thesis und die Möglichkeit zu Praktika werden angeboten.  So konnten bereits JungtechnikerInnen für Engineering, Service oder Schutztechnik begeistert und im Unternehmen ausgebildet werden. Die weitere Herausforderung im Mitarbeiterbereich besteht dann darin, diese auf lange Zeit im Unternehmen zu halten. Hier bieten wir ein attraktives Gesamt-Paket, das neben einem leistungsorientierten Gehalt auch Benefits wie Home-Office, Privatnutzung von Firmen-Pkws oder Zusatzversicherungen auch für den Privatbereich umfasst. Es wird auch ein weltweites Programm für ein einjähriges Sabbatical mit Job-Garantie nach der Rückkehr geboten. Mit besonderem Engagement werben wir um Frauen in unserer Branche. Das globale He-For-She-Programm – bei dem sich ganz gezielt Männer für Frauen und ihre Karrierewege stark machen – ist nur eines von vielen Umsetzungen, um Frauen bei ihrer Karriere in einem nach wie vor eher männlich geprägten Berufsumfeld zu unterstützen. Darüber hinaus schaffen wir mit Flex@Work die Möglichkeiten, Familie und Beruf für Männer und Frauen in unserem Unternehmen besser vereinbaren zu können. Diese Flexibilität steht mittlerweile weit oben auf der Kriterienliste von jungen ArbeitnehmerInnen – und wir sind hier hervorragend aufgestellt.

Vielen Dank für das Interview!

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